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Mit dem Nokia 808 in Hongkong


24.09.14 09:37

Nokia 808 in Hongkong

___Zehn Jahre unterwegs mit Symbian

Vor 10 Jahren, im Frühjahr 2004 ging mit dem Nokia 6600 für mich alles los. Echtes Multitasking, eine für die damalige Zeit überragende VGA-Kamera, mobiles Internet, GPS-Navigation mit Hilfe einer Bluetooth-GPS-Maus und die Möglichkeit, schier unendliche Massen an Software zu installieren, hatten es mir von Anfang an angetan. Was spielte man damals auf dem Handy? Zum Beispiel Moorhuhn-Schießen, dessen Ära auf dem PC gerade zu Ende ging. Zu beziehen bei Jamba.

Nokia 6600 mit Moorhuhn-Spiel
Nokia 6600 mit Moorhuhn-Spiel

Beispielfoto des Nokia 6600 (zum Vergrößern klicken)
Beispielfoto des Nokia 6600 (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Mit dem 6680 kamen 2005 UMTS, Stereo-Sound und somit ein vollwertiger MP3-Player dazu. Das N80 brachte 2006 WLAN und eine Displayauflösung, die schon nahe an das heranreichte, was heute als „Retina-Displays“ verkauft wird und noch jahrelang ihresgleichen suchte. Das N73 erreichte mit seiner 3-Megapixel-Kamera und Zeiss-Optik erstmals die Bildqualität einer billigen Digicam, wie sie sich in diesen Jahren langsam verbreiteten. Mit dem N95 schaffte es im Jahr 2007 endlich auch der GPS-Empfänger ins innere des Smartphones und musste fortan nicht mehr extern mitgeschleppt werden. Smartphones (der Begriff war durchaus nicht nur für Touch-Geräte gebräuchlich) waren inzwischen ein Massenphänomen geworden und Nokia war mit seinen Symbian-Geräten Marktführer. Das N95 war als absoluter Alleskönner verschrien, was es ja auch war, das ganz neue iPhone wurde belächelt – es hatte damals kein UMTS, kein MMS, keine nachinstallierbaren Apps, kein Multitasking, kein Copy & Paste. Dabei schätzte man völlig falsch ein, dass der breiten Masse in Zukunft Funktionsvielfalt und -vollständigkeit viel weniger bedeuten würden als ein ultrabequemes Bedienkonzept.

Vergleich der Display-Auflösungen von Nokia 6680, N80 und N73
Vergleich der Display-Auflösungen von Nokia 6680, N80 und N73

Der Übergang zum Touchscreen holperte gewaltig. Das 5800 erschien erst Anfang 2009 über ein Jahr nach dem iPhone und war trotzdem ziemlich unausgegoren. Vor allem was die Texteingabe auf den resistiven Touchscreens angeht, fehlten bei Nokia die guten Ideen. Unzuverlässige Handschrifterkennung und den kompletten Bildschirm verdeckende Tastaturen waren die Folge. Dieses Problem umschiffte das N97 recht elegant mit seiner hervorragenden Hardware-Tastatur, aber gleichzeitig enttäuschte es an anderer Stelle: Hervorragenden 32 GB Massenspeicher, die auch noch mit Speicherkarten ergänzt werden konnten, standen viel zu wenig Arbeits- und Systemspeicher zur Verfügung, sodass das Gerät bei anspruchsvoller Verwendung schnell unbenutzbar wurde.

Nokia N8
Nokia N8

Erst Ende 2010 kam mit dem N8 ein Gerät auf dem Markt, das dem iPhone der ersten Generationen ein ernstzunehmender Konkurrent gewesen wäre. Nur leider war Apple mittlerweile schon beim iPhone4 angelangt. Trotzdem bot das N8 mit HDMI-Ausgang, USB-on-the-go, hervorragender 12-Magepixel-Kamera, der immer sichtbaren Uhr noch mal einiges, was die Konkurrenz zu dieser Zeit noch nicht hatte. Ein letztes Mal schaffte es Nokia, wenigstens ein paar Top-Entwickler für die eigene Plattform zu begeistern, sodass zumindest einige der damals populärsten Spiele wie Angry Birds, Fruit Ninja und Cut the Rope noch konkurrenzfähige Symbian-Versionen erhielten.

___Mit dem Nokia 808 in Hongkong

Nokia 808 in Hongkong
Nokia 808 in Hongkong

2012 wurde der Symbian-Ära mit dem 808 ein würdiger Abschluss bereitet. Mich durfte es Ende 2013 für mehrere Monate nach Hongkong begleiten. Und ich hätte mir kein besseres Gerät als Begleiter wünschen können. Das N8 war als Backup-Gerät mit dabei, damit habe ich auch das Titelfoto geschossen.
Das Nokia 808 ist flott und zuverlässig, Attribute, die man in den letzten Jahren nicht mehr unbedingt mit Symbian-Geräten verbunden hat. Direkt nach meiner Ankunft in Hongkong hat mich Nokia Maps zum ersten Mal gerettet: Nach der Fahrt vom Flughafen nach Kowloon endlich aus der Metro (MTR) an die Oberfläche gelangt, wies es mir dank Kompass und Fußgängernavigation den direkten Weg durch das Chaos der fremden Stadt zu meinem Hostel. Da die Maps auch offline funktionieren, waren sie mir auch bei meinen Trips nach Macao und China stets eine Hilfe. Ein paar Eigenheiten wurden aber auch schnell klar: So kennt Nokia Maps in Hongkong zum Beispiel jeden noch so kleinen 7-eleven-Laden, hat mich aber bei der Suche nach dem größten Apple-Store der Stadt komplett in die Irre geleitet.

Nokia Maps auf dem 808
Nokia Maps auf dem 808

Ergänzt wird Maps durch die App „Bus & Bahn“. Die ist besonders wichtig, weil es in Hongkong aufgrund der unüberschaubaren Vielzahl an Linien keinerlei Buslinienpläne gibt. Mit Hilfe dieser App habe ich mich praktisch die gesamte Zeit in Hongkong fortbewegt und bin immer zügig an mein Ziel gelangt. Selbst, als einmal zwei U-Bahn-Linien ausgefallen sind, wusste die App eine günstige Alternative vorzuschlagen.

Nokia Maps und Bus & Bahn auf dem 808
Nokia Maps und Bus & Bahn auf dem 808

Oft wird kritisiert, für Symbian gebe es zu wenig Apps. Das wird nun nach dem Aus für den Nokia Store auch sicher nicht mehr besser. Aber das einzige, was man in Hongkong braucht ist: WhatsApp, und das gibt es ja bekanntlich für Symbian, sogar in hervorragender Umsetzung. WhatsApp ist nirgends auf der Welt so verbreitet wie in Hongkong, weit über 50 % der gesamten Bevölkerung nutzen es schon, unter den Studenten liegt die Verbreitungsrate bei ungefähr 100 % und es gibt dort auch niemanden, der noch kein Smartphone besitzt, wie es in deutschen Hörsälen immer noch vorkommt. Hervorragend ist nun auch endlich die Texteingabe auf dem 808 über die neue Tastatur von Belle Feature-Pack 2. Sie ist multitouch-fähig, ausreichend groß und trotzdem nicht bildschirmfüllend und bietet auf Wunsch eigene Tasten für Umlaute und scharfes Ess, letzteres kann nicht einmal Apple. Insgesamt ist darauf nun ein sehr schnelles und bequemes Tippen möglich.

Tastatur von Symbian Belle FP2
Tastatur von Symbian Belle FP2

Ein Überbleibsel aus alten Tagen ist das vorinstallierte Übersetzungs-Wörterbuch von Symbian, für das zahlreiche Sprachen zum Nachinstallieren zur Verfügung stehen. Es funktioniert komplett offline und ist immer wieder hilfreich, auch wenn der Umfang doch etwas beschränkt daher kommt.

Beispielfoto des Nokia 808 (zum Vergrößern klicken)
Beispielfoto des Nokia 808 (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Das absolute Highlight des 808 ist aber, wer hätte es anders erwartet, natürlich seine Kamera. Dank seinem gigantischen Sensor und der hervorragenden Optik sind die Bilder so gut, dass ich überhaupt nur an fünf Tagen in Hongkong meine Spiegelreflex mitgeschleppt habe. Selbst mit Zoom oder bei Nacht sind noch sehr gute Bilder möglich. Nichts erinnert hier mehr an die Anfänge vor mehr als zehn Jahren. Einzig das uneingeschränkte Multitasking ist dasselbe.

Und nun? Ein paar Monate wird das 808 wohl noch durchhalten, auch wenn ein Dienst nach dem anderen abgeschaltet wird: Es gibt mittlerweile keine Updates mehr im Store und keine Handytickets bei der Bahn, keine Karten-Updates von Nokia und die Wetter-App ist tot. Jeden Tag aufs Neue wundert man sich, dass Shazam und WhatsApp noch laufen. Es gibt inzwischen einen alternativen AppStore („AppList“) und eine gute alternative Wetter-App („Gismeteo“) mit verschiedengroßen Widgets, aber ein Ende der Benutzbarkeit von Symbian ist absehbar. Und dann? Vielleicht ein iPhone? Immerhin war ich mit meinen iOS-Geräten (iPod-Touch und iPad, jeweils in der ersten Generation) bislang deutlich zufriedener als mit meinen Androiden (HTC Hero und Sony Z1 compact). Auf jeden Fall wird’s langweilig.

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Nachdem ich mich lange gesträubt hatte, von Symbian zu einem anderen System zu wechseln und meine Annäherungsversuche an Android und das Sony Z1 compact im Sommer 2014 von mäßigem Erfolg gekrönt waren, bin ich nun...

Zurück: Ein paar Eindrücke vom Nokia E6
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